Vollständigen Artikel lesen (erschienen am 2. August 2016)
Mainstream mit Anspruch: Thomas Wilhelm und sein „Neues Rottmann“
Von Karen Bauer
Für die Filmkunstwochen hat Wilhelm zurückgeblickt: Welche Filme haben das Kinojahr geprägt und gehören noch einmal auf die Leinwand? Durch Mainstream-Filme mit Anspruch hebt sich sein Programm von den eher auf Filmkunst gepolten Arthouse-Kinos in der Nachbarschaft ab. So spielt Wilhelm in diesen Sommerwochen etwa die Hitler-Satire „Er ist wieder da“, die durch hintersinnigen und bitterbösen Humor auffällt und bei der Wilhelm selbst sich den einen oder anderen Lacher verkneifen musste. Aber auch die politisch ambitionierte Mockumentary „Taxi Teheran“ oder die Verfilmung des Bestsellers „Die dunkle Seite des Mondes“ stehen auf dem Programm. Mit Filmklassikern hingegen können kleine Kinos wie das Neue Rottmann heute nicht mehr punkten, glaubt er. „,Vom Winde verweht‘ lief heute schon oft im Fernsehen, oder die Leute haben den Film auf DVD.“ Sein Credo: „An Schönheit sterben will ich nicht.“ Wilhelms Kinos müssen rentabel sein. Bei der Programmauswahl setzt er, der selbsternannte „Dino“ im Kinogeschäft, deswegen auch auf Rahmenprogramm: „Der Zuschauer will heute ein Event haben.“ Eine große Leinwand allein reicht da nicht mehr aus. So schleuste Wilhelm mit „Nicht alles schlucken“ einen Dokumentarfilm über Psychopharmaka in die Filmkunstwochen. Im Anschluss an die Vorstellung konnten die Besucher mit dem Co-Regisseur Piet Stolz und Stephan Mirisch, dem Leiter einer Tagesklinik für psychisch Kranke, über die Gute-Laune-Pillen diskutieren. So wird aus dem Kinobesuch ein abendfüllendes Event.
Wenn der Saal voll ist und Wilhelm hinterher die glücklichen Gesichter sieht, dann ist er zufrieden. Oft bedankten sich Besucher bei ihm dafür, dass er weitermacht. Aber das funktioniert nur als Symbiose: „Kleine Kinos können nur bestehen, wenn die Leute hingehen.“